Eröffnung: Landtagspräsidentin Verena Dunst
Zu den Künstlerinnen: Petra Werkovits, Kulturmanagerin
Die beteiligten Künstlerinnen:
Ona B (Foto, Malerei, Installation, Video)
Marina Horvath (abstrakte Malerei)
Eveline Lehner (Keramik)
Sabine Maier (Video, Foto, Installation, Medienkunst)
Doris Mayer (Video, Malerei)
Michaela Putz (Installation Fotografie, Grafik)
Eveline Rabold (Foto)
Anna Carina Roth (Foto/Malerei)
Die Ausstellung zeigt ein Feuerwerk kraftvollen künstlerischen Ausdruckes von Frauen und keine „Frauenkunst“, eingesperrt in Anführungszeichen. Dass uns dies auch dieses Mal gelungen ist, zeigt schon die Auswahl der teilnehmenden Künstlerinnen. Es treffen arrivierte und junge Künstlerinnen aufeinander. Der Bogen der Werke spannt sich von der Malerei und Fotografie über Videoarbeiten bis hin zu Installationen und Skulpturalem.
Die Ausstellung ist eine Paraphrase auf das Projekt mit dem Titel „Potenz; die, weiblich:“, das das OHO im Jahr 2005 veranstaltete. Ausstellungen, Konzerte, Filmabende, Lesungen und Diskussionen fanden damals im Projekt ihren Platz und beschäftigten sich alle mit den unterschiedlichen Identitäten, in denen und mit denen Frauen leben. Die aktuelle Ausstellung „Potenz; die, weiblich: II“ ist – wie auch 2005 – als Auseinandersetzung der Künstlerinnen mit und als weiblicher Blick auf die Gegenwart, die in der Entfaltung des speziell Eigenen das Interesse weiblicher und männlicher Betrachter erweckt, zu sehen.
Aus dem Programmheft von 2005: Potenz wird gemeinhin mit viriler Zeugungskraft assoziiert. Solch gesellschaftlich normierte Sprachregelung verzerrt jedoch den Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse: Seit Anbeginn der Menschheit sind Frauen die bestimmende Kraftquelle gesellschaftlicher Entwicklungen und Organisationen. Sie wurden erst durch die männlich-patriarchale Revolution zum propagandistisch eingefärbten „schwachen Geschlecht“ erniedrigt. Sosehr weibliche Macht im Untergrund weiterwirkte, sosehr blieb sie im gesellschaftlichen Selbstbildnis der letzten drei Jahrtausende unter dem männlichen Machtanspruch, formuliert über politische und kirchliche Doktrinen, zugedeckt und wegrationalisiert. Erst die Aufklärung und die ihr folgenden demokratischen Öffnungsmöglichkeiten führten zu einer allmählichen Anerkennung weiblicher Intelligenz und Kreativität als sowohl gleichwertig als auch kontrapunktisch notwendig zum nach wie vor vorhandenen männlichen Herrschaftsanspruch. Diese Entwicklung führt notwendigerweise auch dazu, die Begriffe „Können“ und „Vermögen“, enthalten in der lateinischen Wurzel des Wortes „Potenz“, auf die praktisch und metaphysisch umfassende Kreativität der Frau zu übertragen.
Potenz die, weiblich:
von Eva Hillinger
Als das OHO im Herbst 2005 seinen Programmschwerpunkt „Potenz; die, weiblich:“ ausrief, löste es damit nicht nur Neugier und Interesse, sondern auch Irritation und Verärgerung aus. Es gab sogar erboste Anrufe im Büro des OHO in denen an der Vereinnahmung dieses aus dem Lateinischen kommenden Wortes für eine nur
von Frauen getragene Veranstaltungsreihe
Anstoß genommen wurde.
Mich wundert das nicht, auch beinahe 14 Jahre später nicht. Ich ernte ja auch immer noch genervte Blicke, wenn ich geschlechtsneutrale Formulierungen einfordere oder geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede anspreche. Wenn es dann um Potenz geht, sind Männer viel mehr als genervt.
Ich habe in mehr als 6 Lebensjahrzehnten viele Arten von Männern kennengelernt, übergriffige und respektvolle, treulose und verantwortungsbewusste, gönnerhafte und unsichere. Je mehr Erfahrungen ich sammelte, je gelassener ich im Umgang mit ihnen wurde, desto mehr interessierte mich, wie sie ticken, wovon sie angetrieben werden, warum sie agieren und reagieren wie sie agieren und reagieren. Und in mir ist der Verdacht aufgekommen, dass es etwas mit Potenz zu tun haben könnte. Oder eher mit einem sehr eingeschränkten Verständnis des Begriffs.
Macht, Kraft, Vermögen, Fähigkeit, Wirksamkeit, Herrschaft – das sind nur einige der Bedeutungen, die in diversen Lexika von Stowasser bis Langenscheidt vorgeschlagen werden. Wer sich auf die Zeugungsfähigkeit des Mannes versteift (ich entschuldige mich auch gleich für diesen Kalauer, aber ich konnte nicht widerstehen) packt ihn offenbar bei seinem Selbstverständnis.
Ich habe in mehr als 6 Lebensjahrzehnten viele Arten von Frauen kennengelernt, karrierebewusste und eingeschüchterte, gefallsüchtige und unbekümmerte, fähige und ohnmächtige. Und weil ich selbst eine bin, und weil ich gern von mir auf andere schließe, weiß ich, wie sie ticken, was sie antreibt und warum sie agieren und reagieren wie sie agieren und reagieren. Deshalb wage ich zu behaupten, dass die auf die Fähigkeit, einen hochzukriegen eingeschränkte Bedeutung des Begriffs uns weit weniger kümmert als Männer befürchten.
Entspannt Euch, Männer! Nehmt Euch nicht so wichtig! Unterstützt Frauen! Geht in Karenz! Kümmert Euch um den Haushalt! Wählt Frauen!
Potenziert Euch, Frauen! Nehmt Euch wichtig! Unterstützt einander! Verabschiedet Euch von Perfektionsansprüchen! Arbeitet Vollzeit! Lasst Euch wählen!
Dann hat Potenz zwar immer noch einen weiblichen Artikel, aber sie beinhaltet für Frau und Mann mehr von dem, was sie alles bedeuten kann.
Einritt: frei
Die Ausstellung ist von 18.5. bis zum 5.6.2019 zu besichtigen: von Montag bis Freitag zwischen 9:00 Uhr und 16:00 Uhr, vor Veranstaltungen und nach Vereinbarung.